News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht XXV

Hertha-Koenig-Literaturpreis 2004 für Irina Korschunow
Die 79-jährige Schriftstellerin Irina Korschunow ist die erste Preisträgerin des Hertha-Koenig-Literaturpreises der 1994 gegründeten Hertha-Koenig-Gesellschaft auf Gut Böckel (bei Herford/Westfalen). Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird am 24. Oktober 2004 üerreicht. Er soll von nun ab alle zwei Jahre an eine deutschsprachige Autorin verliehen werden. Mit dem Preis soll an das Lebenswerk der Romanautorin und Lyrikerin Hertha Koenig (1884-1976) erinnert werden. Eine Werkausgabe der Schriften von Hertha König erscheint seit 1999 im Bielefelder Pendragon Verlag.

Copyright: Verlag Hoffmann & Campe, HamburgIrina Korschunow wurde am 31. Dezember 1925 als Tochter einer deutschen Mutter und eines russischen Vaters in Stendal geboren. Nach ihrem Studium der Germanistik, Anglistik und Soziologie in Göttingen und München arbeitete sie einige Jahre als Journalistin. Zu ihren bekanntesten und erfolgreichsten Büchern zählen die Romane "Glück hat seinen Preis" (1983), "Der Eulenruf" (1985), "Malenka" (1987), "Fallschirmseide" (1990), "Das Spiegelbild" (1992), "Ebbe und Flut" (1995), "Von Juni zu Juni" (1999) und "Das Luftkind" (2003). Als Kinderbuchautorin wurde sie vor allem durch ihre "Wawuschel"-Bände bekannt, die in zahlreiche Sprachen üersetzt wurden. Ihr Werk wurde u.a. mit dem Tukan-Preis der Stadt München (1987) und der Roswitha-Medaille der Stadt Gandersheim (1987) ausgezeichnet. Irinia Korschunow ist Mitglied des P.E.N. und lebt in Gauting bei München.

Website Gut Böckel in Rödinghausen (Ostwestfalen)
Website des Pendragon Verlags (Bielefeld) zu Hertha Koenig

Buchcover:
Irina Korschunow: Von Juni zu Juni. Roman. Hamburg: Hoffmann & Campe 1999.
© Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg

(TourLiteratur 10 / Oktober 2004)

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Marie-Luise-Kaschnitz-Preis für Julia Franck
Copyright: DuMont Verlag, KölnSie ist bereits die 11. Preisträgerin: Die 34-jährige Berliner Autorin Julia Franck erhielt am 19. September 2004 den diesjährigen Marie-Luise-Kaschnitz-Preis. Der seit 1984 alle zwei Jahre vergebene Literaturpreis der Evangelischen Akademie Tutzing ist mit 7.500 Euro dotiert. Die Auszeichnung erinnert an die in Karlsruhe geborene Erzählerin und Lyrikerin Marie Luise Kaschnitz (1901-1974). Julia Franck wurde für ihren im letzten Jahr bei DuMont erschienenen Roman "Lagerfeuer" geehrt, einer Geschichte um eine Ausreise aus der DDR und dem Leben in einem Notaufnahmelager. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Arnold Stadler, der den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis 1998 bekam. Preisträger im Jahr 2002 war der Österreicher Robert Menasse.

Julia Franck wurde am 20. Februar 1970 in Ost-Berlin geboren. 1978 üersiedelte sie mit ihrer Familie in den Westteil der Stadt, wo sie Neuere deutsche Literatur und Altamerikanistik studierte. Anschließend arbeitete sie als Journalistin, u.a. beim Sender Freies Berlin (SFB) und beim "Tagesspiegel". Ihr erster Roman "Der neue Koch" erschien 1997. Es folgten der Roman "Liebediener" (1999) und der Erzählband "Bauchlandung" (2000). 1998 erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium, ein Jahr später das Stipendium der Stiftung Niedersachsen für das zweite Buch. Beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gewann sie 2000 den 3sat-Preis.

Katharina Döbler in der "Zeit" (Nr. 1 vom 28. Dezember 2000) zu Julia Francks "Bauchlandung":
"Im Prinzip erzählen die Texte in diesem Band - mit zwei Ausnahmen - immer dieselbe Geschichte. Es ist die Geschichte von der erotischen Faszination an der nicht fassbaren Liebe der anderen. Und es ist schade, dass sie meistens so klingt, als ginge es um nichts."
Marita Hüinger für "Kulturzeit" (3sat) üer Francks "Bauchlandung" (Artikel vom 24. August 2000):
"Ihre Erzählungen zeigen, dass sie ihren eigenen Stil hat - und der ist zeitgenössisch, d.h. sie gehört zu jener Generation junger deutschsprachiger Autoren, für die die authentische Beschreibung ihrer Lebenswelt im Mittelpunkt steht. Julia Francks Figuren (...) treffen aufeinander, durchleben das Alltägliche und reden Klartext."
Ulrich Rüdenauer in der "Frankfurter Rundschau" vom 8. Oktober 2003 üer Julia Francks Roman "Lagerfeuer":
"Das Unglück ist den Figuren als Hin- und Hergerissene einer politischen und gesellschaftlichen Anspannung immer schon eingegraben. Julia Franck gelingt es mit einer schmucklosen, manchmal fast glatten, aber umso eindringlicheren Sprache der Ausweglosigkeit (der) Beschädigten beängstigend nahe zu kommen."
Andreas Nentwich in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 7. Oktober 2003 üer "Lagerfeuer":
"Ein Niemandsland zwischen Nichts und Nichts. Julia Franck hat es bevölkert mit lebendigen Individuen, bis in den Nebenchargen von Kantinenherrin, Arbeitsvermittler, randalierender Unterschicht. 'Lagerfeuer' ist spannend wie ein Thriller, vor allem aber: ein Sprachkunstwerk."
Thomas Wild üer "Lagerfeuer" im "Tagesspiegel" vom 9. November 2003:
"Liebe und Tod im Zeichen des Kalten Krieges. Und Einsamkeit. Das alles ist nicht nur bemerkenswert routiniert erzählt, sondern auch fundiert recherchiert. Julia Franck hat unzählige Zeitzeugeninterviews für ihren Roman studiert. (...) Kein Zweifel: Julia Franck ist eine der, wenn nicht die begabteste, professionellste und gereifteste Autorin des so genannten 'Fräuleinwunders'."

Homepage der Evangelischen Akademie Tutzing
Mehr zum Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (u.a. alle Preisträgerinnen und Preisträger)

Buchcover:
Julia Franck: Lagerfeuer. Roman. Köln: DuMont Verlag 2003.
© DuMont Verlag, Köln

(TourLiteratur 10 / Oktober 2004)

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Niederrheinischer Literaturpreis 2004 für Burkhard Spinnen
Copyright: Verlag Schöffling & Co., Frankfurt/MainDer Niederrheinische Literaturpreis der Stadt Krefeld ging in diesem Jahr an den Schriftsteller Burkhard Spinnen. Der mit 5.100 Euro dotierte Preis dient der Förderung des literarischen Schaffens am Niederrhein. Laut Richtlinien besteht die Voraussetzung für die Verleihung darin, "dass zwischen der/dem Auszuzeichnenden und der Stadt Krefeld oder dem Niederrhein eine Beziehung besteht, die aus der Tätigkeit, dem Wohnsitz oder der thematischen Bindung resultiert". Die Preisträger der letzten Jahre waren Gisbert Haefs (1998), Christoph Peters (1999), Elke Schmitter (2000), Ulrich Peltzer (2001) und Dieter Wellershoff (2002). Im Jahr 2003 wurde der Preis erstmals geteilt und ging an Anja Lundholm und Reinhard Kaiser.

Burkhard Spinnen wurde am 28. Dezember 1956 in Mönchengladbach geboren. Nach einem Studium der Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster promovierte er 1989 mit einer Arbeit üer emblematische Kurzprosa. Von 1989 bis 1995 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent in Münster, seit 1995 ist er freier Schriftsteller. Von 1998 bis 2000 war er Dozent für literarische Ästhetik am Deutschen Lehrinstitut (Leipzig). Beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb ist er seit 2001 Jury-Mitglied.
Zu seinen bekanntesten Büchern zählen "Dicker Mann am Meer" (1991), der Erzählband "Kalte Ente" (1994), der Roman "Langer Samstag" (1995), der Kurzprosaband "Trost und Reserve" (1996), die Erzählung "Spaghettiträger" (1997), das Kinderbuch "Belgische Riesen" (2000) und die Essaysammlung "Bewegliche Feiertage" (2000). Zuletzt erschienen bei Schöffling & Co. das Buch "Der schwarze Grat.Die Geschichte des Unternehmers Walter Lindenmaier aus Laupheim" (2003) und der Geschichtenband "Der Reservetorwart" (2004).
Burkhard Spinnens Werk wurde u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis (1991), dem Kranichsteiner Literaturpreis (1996), dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (1999), dem Oldenburger Kinder- und Jugendliteraturpreis (2001) und dem Herbert-Quandt-Medien-Preis (2003) ausgezeichnet. Im Jahr 2002 war er Stadtschreiber von Minden.

Andreas Isenschmid in der "Zeit" (Nr. 4 vom 20. Januar 1995) üer Burkhard Spinnens Geschichtenband "Kalte Ente":
"(...) seine Fabeln bestehen aus nicht viel mehr als scherzhaften Kapriolen mit Abgründen, die etwas von Feierabendapokalypse haben. Spinnen spielt mit ihnen und sehr gekonnt, aber ich glaube eigentlich nicht, dass sie ihn wirklich interessieren. (...) Den Geschichten (...) fehlt bei allem beträchtlichen Vergnügen dann doch das geheimnisvolle Molekül, das uns an eine gute Geschichte von Updike so lange denken lässt (...)."
Katharina Döbler in der "Zeit" (Nr. 33/2003) üer Spinnens "Der schwarze Grat":
"(...) ein fesselnder und einfühlsamer Bericht aus der Wirklichkeit, der fast ebenso viel üer die Entstehung von Literatur verrät wie üer den Unternehmer L. Es ist die Geschichte einer Person, die einen Autor fand, und eines Autors, der für sich und seine Leser die prosaische Schönheit und Tragik der Bilanzen entdeckte."
Thomas E. Schmidt in der "Zeit" (Nr. 42 vom 7. Oktober 2004) üer Spinnens "Der Reservetorwart":
"Auf den ersten Blick sind diese Geschichten Lebensbilder aus der beruhigten Republik, die bei näherer Hinsicht so beruhigt nicht ist. Vielmehr scheint es in ihren Bewohnern beständig zu grummeln und zu gären, (...) kriminelle Energie und Wahnsinn warten dicht unter der Oberfläche auf ihre Chance zum Ausbruch. Bloß dass Spinnen die Matrix des literarisch Erwartbaren auf subtile Weise verschiebt: Das Pathos bricht an Stellen auf, wo keines angebracht ist; wo hingegen noch etwas zu retten wäre, lösen sich diese Helden nicht aus ihrer Lethargie."

Buchcover:
Burkhard Spinnen: Der schwarze Grat. Die Geschichte des Unternehmers Walter Lindenmaier aus Laupheim. Frankfurt/Main: Verlagsbuchhandlung Schöffling & Co. 2003.
© Verlagsbuchhandlung Schöffling & Co., Frankfurt/Main

(TourLiteratur 10 / Oktober 2004)

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