News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht XXXVII

Britische Schriftstellerin Muriel Spark ist tot
Copyright: Diogenes Verlag, ZürichDie britische Schriftstellerin Muriel Spark ist am 13. April 2006 im Alter von 88 Jahren in ihrer Wahlheimat in der Toskana gestorben. Spark, am 1. Februar 1918 in Edinburgh geboren, wurde 1961 mit dem Roman "Die Blütezeit der Miss Brodie" international bekannt. Die Tochter eines jüdischen Ingenieurs und einer protestantischen Mutter begann bereits während ihrer Schulzeit mit dem Schreiben und gewann mit 12 Jahren ihren ersten Lyrikpreis. 1937 heiratete sie Sydney Oswald Spark; für einige Jahre lebte sie mit ihm in Rhodesien (Zimbabwe). Die Ehe wurde nach sechs Jahren geschieden. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Muriel Spark zeitweise als Sekretärin im Political Intelligence Department des britischen Außenministeriums, wo sie Falschmeldungen produzierte, um deutsche Angreifer in die Irre zu führen. Von 1947 bis 1949 gab sie die renommierte Zeitschrift "The Poetry Review" heraus und veröffentlichte selbst kritische biografische Studien, etwa üer John Masefield und Mary Shelley. 1954 konvertierte sie zum Katholizismus, ein Ereignis, das Muriel Spark selbst später als impulsgebend und elementar richtungsweisend für ihr eigenes Schreiben interpretierte. Seit Mitte der 60er Jahre lebte sie in Italien. Königin Elizabeth II. ernannte sie 1993 zur "Dame of the British Empire".
Sparks Romane zeichnen sich durch hintergründigen, oft schrägen und skurril-makabren Humor aus - eine elegante Prosa mit Witz und Intelligenz, immer klug konstruiert, ohne den Anschein des Konstruierten zu erwecken. Nicht zuletzt deshalb gehört sie zu den wichtigsten britischen Autorinnen der Nachkriegszeit. Zu ihren bekanntesten Büchern zählen neben der "Blütezeit" die Romane "Die Ballade von Peckham Rye" (1960), "Töte mich!" (1970), "Das einzige Problem" (1984), "Bitte nicht stören" (1990), "Symposium" (1991), "Träume und Wirklichkeit" (1998), "Frau Dr. Wolfs Methode" (2001) und zuletzt "Der letzte Schliff" (2005). Daneben schrieb sie Gedichte, Kurzprosa, Theaterstücke und Biografien, so den viel beachteten Band "In sturmzerzauster Welt" (2003) üer die Brontë-Schwestern. 2004 erschienen im New Yorker Verlag New Directions ihre gesammelten Gedichte. Ihr Werk wurde u.a. mit dem "Bram Stoker Award" (1988), dem "T.S. Eliot-Preis für Kreatives Schreiben" (1992), dem "David Cohen British Literature Prize" (1997) und dem "Gold Pen Award" des "English Centre of International P.E.N." (1998) ausgezeichnet. Daneben wurde sie mit zahlreichen Ehrendoktortitel geehrt, u.a. mit dem der Aberdeen University, der Heriot-Watt-University in Edinburgh und der Oxford University.

Kleiner biografischer Artikel auf den Seiten der BBC (englisch)
Infos zu Leben und Werk auf den Seiten der National Library of Scotland (englisch)
Biografischer Artikel aus der deutschen "Wikipedia"
Die "TourLiteratur"-Rezension zu Muriel Sparks Roman "Der letzte Schliff"

Buchcover:
Muriel Spark: Curriculum Vitae. Selbstportrait der Künstlerin als junge Frau. Aus dem Englischen von Otto Bayer. Zürich: Diogenes Verlag 1994.
© Diogenes Verlag, Zürich

(TourLiteratur 13 / Juni 2006)

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"Das Parfum" von Patrick Süskind auf der Leinwand
Copyright: Diogenes Verlag, ZürichEs war ein nahezu beispielloser Welterfolg: Patrick Süskinds Roman "Das Parfum", die "Geschichte eines Mörders", war das literarische Ereignis des Jahres 1985. Lange hat sich der publikumsscheue Autor gegen eine filmische Adaption gewehrt. Jetzt kommt die Verfilmung von Regisseur Tom Tykwer in die Kinos. Start der Bernd Eichinger-Produktion ist am 14. September 2006. Die Hauptrollen in dem 60-Millionen-Euro-Projekt spielen Ben Wishhaw, Alan Rickman, Rachel Hurd-Wood und Dustin Hoffman. Bei Diogenes erscheint im August zum Kinoereignis der Band "'Das Parfum'. Das Buch zum Film" - mit Essays, Interviews und zahlreichen Fotos.

"Das Parfum" - Inhaltsangabe bei ZDF.de
"Das Parfum" - Links beim "Hamburger Bildungsserver"
Biografische Infos zu Patrick Süskind bei "rasscass"
Die Homepage von Regisseur Tom Tykwer

Buchcover:
Patrick Süskind: Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Zürich: Diogenes Verlag 2006. [Zuerst:1985]
© Diogenes Verlag, Zürich

(TourLiteratur 13 / Dezember 2006)

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Berliner Literaturpreis 2006 für Durs Grünbein
Copyright: Suhrkamp Verlag, Frankfurt/MainDer in Berlin lebende Lyriker, Essayist und Übersetzer Durs Grünbein hat am 2. Mai 2006 den mit 30.000 dotierten Berliner Literaturpreis des Jahres 2006 der Stiftung Preußische Seehandlung erhalten. Mit der Auszeichnung verbunden ist eine Berufung auf die "Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik" der Freien Universität Berlin für das Sommersemester 2006. Der Preis wurde von Klaus Wowereit, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, üerreicht. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Martin Mosebach. Grünbeins Gedichte "haben sich" - so das Urteil der Jury - "von der aufrüttelnden 'Vers-Anarchie' seiner Anfänge, die der zerfallenden Gegenwart Dresdens ihr Geheimnis abfragte, in genau kontrollierten Bewusstseinsschritten zu einem strengen, aber einzigartig frei schaltenden Formbewusstsein entwickelt". Gelobt wird weiterhin die "meisterhafte Sprach- und Versbehandlung".
Der ehemalige Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles Durs Grünbein wurde am 9. Oktober 1962 geboren. Seit 1986, nach einem abgebrochenen Studium der Theaterwissenschaft, lebt er als Dichter, Übersetzer und Essayist dauerhaft in Berlin. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so mit dem Nicolas-Born-Preis (1993), dem Peter-Huchel-Preis (1995), im gleichen Jahr erhielt er den Georg-Büchner-Preis, 2000 den Literaturpreis der Osterfestspiele Salzburg und 2004 den Friedrich-Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Gedichtbände "Grauzone morgens" (1988), "Falten und Fallen" (1994), "Von der ülen Seite" (1994), "Nach den Satiren" (1999) und "Erklärte Nacht" (2002), außerdem die Aufsatzsammlungen "Galilei vermißt Dantes Hölle und bleibt an den Maßen hängen" (1995), "Warum schriftlos leben" (2003) und "Antike Dispositionen" (2005). Zuletzt erschien der Band "Porzellan. Poem vom Untergang meiner Stadt" (2005). Seine Bücher sind mittlerweile in elf Sprachen üersetzt.


Interview - Renatus Deckert im Gespräch mit Durs Grünbein (aus: "Lose Blätter")
Knappe biografische Infos beim Suhrkamp Verlag
Aufsatz von Bettina Knauer: "Poetische Gehirne. Anmerkungen zu einer Poetik des Zerebralen bei Durs Grünbein" (aus: "Morgenwelt" vom 25. September 2000)

Buchcover:
Durs Grünbein: Porzellan. Poem vom Untergang meiner Stadt. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2005.
© Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main

(TourLiteratur 13 / Dezember 2006)

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Walter-Hasenclever-Preis 2006 für Herta Müller
Copyright: Carl Hanser Verlag, MünchenDie aus dem Banat stammende Schriftstellerin Herta Müller wird im September 2006 mit dem Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Der Preis, der im Gedenken an den in Aachen geborenen expressionistischen Schriftsteller Walter Hasenclever (1890 - 1940) seit 1996 alle zwei Jahre verliehen wird, ist mit 20.000 Euro dotiert. Herta Müller erhält die Auszeichnung für ihr "herausragendes literarisches Gesamtwerk, das sich in ästhetisch avancierter Form präsentiert", wie es in der Begründung der Jury heißt. Getragen wird der Preis von der Walter-Hasenclever-Gesellschaft (Vorsitzender: Prof. Dr. Jürgen Egyptien), dem Einhard-Gymnasium (der ehemaligen Schule Hasenclevers), dem Aachener Buchhandel, der Stadt Aachen sowie einem Vertreter des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Bisherige Preisträger waren Peter Rühmkorf (1996), George Tabori (1998), Oskar Pastior (2000), Marlene Streeruwitz (2002) und F.C. Delius (2004).
Herta Müller, geboren am 17. August 1953 in Nitzkydorf (Kreis Temesch/Rumänien), lebt seit ihrer Ausreise aus Rumänien im Jahr 1987 in Deutschland, zuerst in Berlin, dann in Hamburg. Sie studierte Germanistik und Rumänische Sprache und Literatur in Temesvár, wo sie als Deutschlehrerin und Übersetzerin tätig war. Ihre ersten Gedichte erschienen seit 1969 in der "Neuen Banater Zeitung". Neben dem "aspekte"-Literaturpreis (1984), dem Marieluise-Fleißer-Preis (1989), der Roswitha-Gedenkmedaille der Stadt Bad Gandersheim (1990) und den Kleist-Preis (1994) erhielt sie 1995 den Preis der Europäischen Union "Aristeion" sowie den Franz-Kafka-Preis des Jahres 1999. 1995 war sie Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. 2002 wurde sie mit der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, im Frühjahr 2006 schließlich mit dem Würth-Preis für Europäische Literatur. Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen die Prosabände "Niederungen" (1982) und "Barfüßiger Februar" (1987), die Erzählung "Reisende auf einem Bein" (1989) sowie die Romane "Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt" (1986), "Der Fuchs war damals schon der Jäger" (1992), "Herztier" (1994) und "Heute wär ich mir lieber nicht begegnet" (1997). Die Essaysammlung "Hunger und Seide" stammt aus dem Jahr 1995. 2001 erschien der Band "Heimat ist das, was gesprochen wird. Rede an die Abiturienten des Jahrgangs 2001" beim Gollenstein Verlag in Blieskastel. Zuletzt erschienen die Bände "Der König verneigt sich und tötet. Essays" (2003) und die Gedicht- und Bildcollagen "Die blassen Herren mit den Mokkatassen" (2005).


Homepage der Walter-Hasenclever-Gesellschaft in Aachen
Herta Müller - Biografisches Porträt von Beverley Driver Eddy (englisch)
Ein Gespräch zwischen Wolfgang Müller und Herta Müller vom 5. Juli 1996
Interview mit Herta Müller in "wortlaut - Göttinger Zeitschrift für neue Literatur" vom Juli 1999
Interview mit Herta Müller vom Mai 2001 bei "Eth Life", der "täglichen Webzeitung" der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich
Aufsatz von Paola Bozzi (Turin) zum Thema: "Langsame Heimkehr oder der Betrug der Dinge. Zu Affinitäten zwischen Herta Müller und Thomas Bernhard, Franz Innerhofer und Peter Handke" - erschienen in "PhiN - Philologie im Netz" (6/1998)

Buchcover:
Herta Müller: Die blassen Herren mit den Mokkatassen. München: Verlag Carl Hanser 2005.
© Verlag Carl Hanser, München

(TourLiteratur 13 / Juni 2006)

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