News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht XXXIX

Georg-Büchner-Preis 2006 für Oskar Pastior
Copyright: Hanser Verlag, MünchenDer Büchner-Preisträger des Jahres 2006 heißt Oskar Pastior. Dies gab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am 14. Mai 2006 auf ihrer Frühjahrstagung in Kopenhagen bekannt. Pastior, der "methodische Magier der Sprache", habe ein "Œuvre von größter Radikalität und Formenvielfalt geschaffen", wie es in der Begründung heißt. Der aus Siebenbürgen stammende Autor und Übersetzer ist durch seine experimentellen Prosatexte und seine vom Dadaismus beeinflusste Lyrik bekannt geworden. Die Auszeichnung wird am 21. Oktober 2006 in Darmstadt verliehen. Der mit 40.000 Euro dotierte Büchnerpreis wird seit dem Jahr 1923 verliehen und gilt als der bedeutendste deutsche Literaturpreis. Preisträgerin des letzten Jahres war Brigitte Kronauer.
Oskar Pastior wurde am 20. Oktober 1927 in Sibiu (Hermannstadt/Rumänien) als Angehöriger der deutschen Minderheit geboren. 1945 wurde er in ein sowjetisches Arbeitslager in die Ukraine deportiert. Erst 1949 konnte er nach Rumänien zurückkehren, absolvierte dort einen dreijährige Militärdienst, schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und begann 1955 ein Germanistik-Studium. Nach dem Staatsexamen 1960 arbeitete er als Redakteur beim Rumänischen Rundfunk, wo er für die deutschsprachigen Sendungen zuständig war. 1964 erschien sein erster Gedichtband "Offne Worte". Während eines Studienaufenthaltes in Wien 1968 beschloss Pastior, nicht mehr nach Rumänien zurückzukehren; seit 1969 lebt er in (West-)Berlin.
Pastiors Werke wurden u.a. mit dem Hugo-Ball-Preis (1990), dem Ernst-Meister-Preis (1993), dem Preis für Europäische Literatur (1999), dem Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (2000) und dem Peter-Huchel-Preis des Jahres 2001 ausgezeichnet. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen zählen die Bände "Vom Sichersten ins Tausendste" (1969), "Fleischeslust" (1976), "Wechselbalg" (1980), "Ingwer und Jedoch" (1985), "Kopfnuß, Januskopf. Gedichte in Palindromen" (1990), "Urologe küßt Nabelstrang. Verstreute Anagramme" (1991), "Vokalisen & Gimpelstifte" (1992), "Das Hören des Genitivs" (1997), "Villanella & Pantum" (2000) und "o du roher iasmin. Gedichte zu Charles Baudelaire" (2002). 1994 erschienen seine Frankfurter Vorlesungen "Das Unding an sich". Seit 2000 entsteht im Hanser Verlag die Pastior-Werkausgabe.

Einige Pressestimmen zur Zuerkennung des Büchner-Preises an Oskar Pastior:
Martin Lüdke in der "Frankfurter Rundschau" vom 15. Mai 2006:
"Eine wunderbare, eine üerfällige und eine üerraschende Entscheidung."
Thomas Steinfeld in der "Süddeutschen Zeitung" vom 15. Mai 2006:
"Oskar Pastior gehört seit Jahrzehnten zum festen Bestand der deutschsprachigen Lyrik. (...) Oskar Pastior ist (...) eine Fachkraft für das systematische Verrücken von Sprache, für ihre Zähmung, Neuordnung, Unterwerfung unter die entlegensten, gesuchtesten Strukturen."
Volker Weidermann in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom 14. Mai 2006:
"Hinein, hinein in die Welt dieses Wortentdeckers, dieses eifrigen Aufdeckers immer neuer Sprachmöglichkeiten, dieses Reisenden im Buchstabenall, dieses Experimentaldichters, Avantgardisten, Traditionsdichters (...), der aus einem einzigen Wort immer neue, immer erstaunlichere Klänge und Bedeutungen herauszupoetisieren vermag (...)."
Dorothea von Törne in der "Welt" vom 15. Mai 2006:
"Oskar Pastior ist unter den Dichtern der Moderne derjenige mit dem ausgeprägtesten Klangbewusstsein und dem intelligentesten Humor."

Biografische Infos zu Oskar Pastior bei "Wikipedia"
Erich-Fried-Preis 2002 für Oskar Pastior - Laudatio von Christine Weiss
Ein instruktiver Aufsatz von Franz Josef Czernin zum Werk Oskar Pastiors
Homepage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt
Georg-Büchner-Preis - Alle Preisträgerinnen und Preisträger

Buchcover:
Oskar Pastior: Villanella & Pantum. Gedichte. München: Carl Hanser Verlag 2000. (= Edition Akzente.)
© Carl Hanser Verlag, München

(TourLiteratur 13 / Juni 2006)

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Hermann-Lenz-Preis 2006 für Jürgen Becker
Copyright: Suhrkamp Verlag, Frankfurt/MainDer 73-jährige Kölner Schriftsteller Jürgen Becker erhält im Juli 2006 den mit 15.000 Euro dotierten Hermann-Lenz-Preis. Damit wird das Prosawerk des Autors, insbesondere sein 2003 bei Suhrkamp erschienener Roman "Schnee in den Ardennen" gewürdigt. "In einer Form zwischen Tagebuch, Erzählung und kunsttheoretischen Betrachtungen verwandelt Becker alltägliche Beobachtungen in Sprache" - so die Jury (Alfred Kolleritsch, Peter Handke, Peter Hamm und Michael Krüger). Der Hermann-Lenz-Preis wird seit 1999 als Fortsetzung des bis 1995 verliehenen Petrarca-Preises in Erinnerung an das Leben und Schaffen des Schriftstellers Hermann Lenz (1913-1998) vergeben. Stifter ist der Verleger Dr. Hubert Burda.
Jürgen Becker wurde am 10. Juli 1932 in Köln geboren. Nach einem Studium der Germanistik, das er 1954 abbrach, arbeitete er zunächst beim Westdeutschen Rundfunk (bis 1964), in den 60er und 70er Jahren als Lektor beim Rowohlt und beim Suhrkamp Verlag. Zwanzig Jahre lang, von 1974 bis 1994, leitete er die Hörspielredaktion des Deutschlandfunks. Bekannt wurde Becker mit seinen in den 60er Jahren erschienenen experimentellen Prosabänden "Felder" (1964), "Ränder" (1968) und "Umgebungen" (1970) Es folgten u.a. die Gedichtbände "Das Ende der Landschaftsmalerei" (1974), "Odenthals Küste" (1986), "Das englische Fenster" (1990) und "Journal der Wiederholungen" (1999), die Hörspielbände "Bilder Häuser Hausfreunde" (1972), "Die Abwesenden" (1983) und "Gegend mit Spuren" (1996), die Erzählung "Der fehlende Rest" (1997) sowie die Romane "Aus der Geschichte der Trennungen" (1999) und "Schnee in den Ardennen" (2003). 2002 erschien die Prosatextsammlung "Häuser und Häuser" (mit 35 Collagen von Rango Bohne). Beckers Werk wurde u.a. mit dem Bremer Literaturpreis (1987), dem Peter-Huchel-Preis (1994), dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (1995) und dem Uwe-Johnson-Preis des Jahres 2001 ausgezeichnet.

Die Homepage von Jürgen Becker
Die Homepage des Hermann-Lenz-Preises
Hermann-Lenz-Preis - Alle Preisträgerinnen und Preisträger

Buchcover:
Jürgen Becker: Schnee in den Ardennen. Journalroman. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2003.
© Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main

(TourLiteratur 13 / Juni 2006)

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Manfred Peter Hein erhält den Rainer-Malkowski-Preis 2006
Copyright: Wallstein Verlag, GöttingenDer 75-jährige Lyriker, Essayist und Übersetzer Manfred Peter Hein ist erster Preisträger des neu geschaffenen Rainer-Malkowski-Preises zur Förderung deutschsprachiger Literatur. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 29. Juni 2006 in München verliehen. Die Laudatio hält Adolf Muschg. Träger des Preises, der im Andenken an den 2003 verstorbenen Lyriker Rainer Malkowski vergeben wird, ist die Rainer-Malkowski-Stiftung und die Bayerische Akademie der Schönen Künste. Heins Gedichte zählten "zum Besten der neueren deutschen Poesie", wie die Jury (Prof. Dr. Dieter Borchmeyer, Michael Krüger, Prof. Dr. Peter Horst Neumann und Albert von Schirnding) urteilte.
Manfred Peter Hein wurde am 25. Mai 1931 in Darkehmen (Ostpreußen) geboren. In Marburg, München, Helsinki und Göttingen studierte er Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Finnische Sprache und Literatur. Seit 1958 lebt er in Finnland. Von 1979 bis 1986 war er Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift "Trajekt", in der Beiträge zur finnischen, finnlandschwedischen, lappischen, estnischen, lettischen und litauischen Literatur erscheinen. Für seine Verdienste als Vermittler finnischer Literatur wurde er 1974 mit dem Finnischen Staatspreis ausgezeichnet, 1984 erhielt er den Peter-Huchel-Preis. Manfred Peter Hein veröffentlichte u.a. die Gedichtbände "Rhabarberrhabarber" (1991), "Über die dunkle Fläche" (1994), "Hier ist gegangen wer" (2001) und zuletzt "Aufriß des Lichts" (2006) sowie die Erzählung "Fluchtfährte" (1999).

Manfred Peter Hein - Biografische Infosite mit Leseproben
Eine Leseprobe aus der Erzählung "Fluchtfährte" bei "Lyrikwelt"
Homepage der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Biografische Infos zu Rainer Malkowski
Weitere Links zu Rainer Malkowski

Buchcover:
Manfred Peter Hein: Aufriß des Lichts. Späte Gedichte 2000-2005. Göttingen: Wallstein Verlag 2006.
© Wallstein Verlag, Göttingen

(TourLiteratur 13 / Juni 2006)

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