News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht XLII

Oskar Pastior im Alter von 78 Jahren gestorben
Copyright: Carl Hanser Verlag, MünchenDer Schriftsteller Oskar Pastior ist tot. Der deutsch-rumänische Autor starb am 4. Oktober 2006 in Frankfurt am Main. Er wurde 78 Jahre alt. Kurz zuvor war ihm der Büchnerpreis des Jahres 2006 zugesprochen worden. Zur Begründung hieß es, Pastior, der "methodische Magier der Sprache", habe ein "Œuvre von größter Radikalität und Formenvielfalt geschaffen". Der aus Siebenbürgen stammende Autor und Übersetzer ist durch seine experimentellen Prosatexte und seine vom Dadaismus beeinflusste Lyrik bekannt geworden. Die Auszeichnung wurde am 21. Oktober posthum vergeben.
Oskar Pastior wurde am 20. Oktober 1927 in Sibiu (Hermannstadt/Rumänien) als Angehöriger der deutschen Minderheit geboren. 1945 wurde er in ein sowjetisches Arbeitslager in die Ukraine deportiert. Erst 1949 konnte er nach Rumänien zurückkehren, absolvierte dort einen dreijährige Militärdienst, schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und begann 1955 ein Germanistik-Studium. Nach dem Staatsexamen 1960 arbeitete er als Redakteur beim Rumänischen Rundfunk, wo er für die deutschsprachigen Sendungen zuständig war. 1964 erschien sein erster Gedichtband "Offne Worte". Während eines Studienaufenthaltes in Wien 1968 beschloss Pastior, nicht mehr nach Rumänien zurückzukehren; seit 1969 lebte er in (West-)Berlin. Pastiors Werke wurden u.a. mit dem Hugo-Ball-Preis (1990), dem Ernst-Meister-Preis (1993), dem Preis für Europäische Literatur (1999), dem Walter-Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (2000) und dem Peter-Huchel-Preis des Jahres 2001 ausgezeichnet. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen zählen die Bände "Vom Sichersten ins Tausendste" (1969), "Fleischeslust" (1976), "Wechselbalg" (1980), "Ingwer und Jedoch" (1985), "Kopfnuß, Januskopf. Gedichte in Palindromen" (1990), "Urologe küßt Nabelstrang. Verstreute Anagramme" (1991), "Vokalisen & Gimpelstifte" (1992), "Das Hören des Genitivs" (1997), "Villanella & Pantum" (2000) und "o du roher iasmin. Gedichte zu Charles Baudelaire" (2002). 1994 erschienen seine Frankfurter Vorlesungen "Das Unding an sich". Seit 2000 entsteht im Hanser Verlag die Pastior-Werkausgabe.

Biografische Infos zu Oskar Pastior bei "Wikipedia"
Erich-Fried-Preis 2002 für Oskar Pastior - Laudatio von Christine Weiss
Ein instruktiver Aufsatz von Franz Josef Czernin zum Werk Oskar Pastiors

Buchcover:
Oskar Pastior: Villanella & Pantum. Gedichte. München: Carl Hanser Verlag 2000. (= Edition Akzente.)
© Carl Hanser Verlag, München

(TourLiteratur 14 / November 2006)

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Oriana Fallaci ist tot
Copyright: Southern Illinois University PressDie italienische Schriftstellerin und Journalistin Oriana Fallaci ist am 15. September 2006 im Alter von 76 Jahren in ihrer Geburtsstadt Florenz gestorben. Sie erlag einem langjährigen Krebsleiden. Die am 29. Juni 1930 geborene Fallaci wurde in den sechziger Jahren durch spektakuläre Kriegsreportagen aus Vietnam und dem Libanon bekannt. Bereits 1956 berichtete sie aus Budapest vom Ungarn-Aufstand. Legendär sind ihre zahlreichen Interviews, etwa mit dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie, dem nordvietnamesischen General Giap, dem chinesischen KP-Chef Deng Xiaoping, dem Palästinenserführer Yassir Arafat und mit Ayatollah Khomeini. Fallaci arbeitete für die bekanntesten Zeitungen und Zeitschriften der Welt, u.a. für die "New York Times", die "Life" und die Londoner "Times". Zuletzt machte sie aufgrund ihrer radikalen Islamkritik negative Schlagzeilen - in den Büchern "Die Wut und der Stolz" (2001) und "Die Kraft der Vernunft" (2004) vertritt sie u.a. die These, dass Europa von fanatisierten Moslems unterwandert werde und der Islam sich vornehmlich durch aggressive Expansionsbestrebungen auszeichne. Dies brachte ihr in Italien einen Prozess wegen "Schmähung des Islam" ein und führte zu rechtspopulistische Vereinnahmungen der Autorin. Weitere Bestseller wurden die Bücher "Brief an ein nie geborenes Kind" (1975), "Ein Mann" (1979) und der Roman "Inschallah" (1992).

Bio-bibliografische Infos zu Oriana Fallaci bei "Wikipedia"
"Listige Intelligenz" - 3sat zum Tod von Oriana Fallaci

Buchcover:
Santo L. Arico: Oriana Fallaci. The Woman and the Myth. Southern Illinois University Press 1998.
© Southern Illinois University Press, Carbondale

(TourLiteratur 14 / November 2006)

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