News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht XLVI

Friedrich-Hölderlin-Preis 2007 für Urs Widmer
Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer erhält für sein bisheriges Gesamtwerk den diesjährigen Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. Die mit 12.500 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1983 jährlich verliehen. Der Festakt findet am 7. Juni 2007 im Kurtheater Bad Homburg statt. Die Laudatio hält der Literaturkritiker und FAZ-Redakteur Richard Kämmerlings. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Hermann Burger (1983), Peter Härtling (1987), Hilde Domin (1992), Martin Walser (1996), Marcel Reich-Ranicki (2000), Robert Menasse (2002) und Durs Grünbein (2005). Im letzten Jahr erhielt der Philosoph und Publizist Rüdiger Safranski die Auszeichnung. Von Anfang an wurde zugleich ein Förderpreis in Höhe von derzeit 5.000 Euro vergeben - in diesem Jahr geht er an die 1974 in Baden bei Karlsruhe geborene und in Frankfurt am Main lebende Autorin Nadja Einzmann.
Urs Widmer wurde am 21. Mai 1938 in Basel geboren. Der studierte Germanist und Romanist war zunächst als Verlagslektor, u.a. beim Frankfurter Suhrkamp Verlag, dann auch als Literaturkritiker, Übersetzer und Lehrbeauftragter tätig. 1968 erschien sein erstes Buch, die Erzählung "Alois". Widmer lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen "Die Forschungsreise" (Roman, 1974), "Die gelben Männer" (Roman, 1976), "Das enge Land" (Roman, 1981), "Liebesnacht" (Erzählung, 1982), "Die gestohlene Schöpfung. Ein Märchen" (1984), "Indianersommer" (Erzählung, 1985), "Das Paradies des Vergessens" (Erzählung, 1990), "Der blaue Syphon" (Erzählung, 1992), "Liebesbrief für Mary" (Erzählung, 1993), "Im Kongo" (Roman, 1996), "Der Geliebte der Mutter" (Roman, 2000) und "Das Buch des Vaters" (Roman, 2004) und zuletzt "Ein Leben als Zwerg" (Roman, 2006). Außerdem schrieb Widmer zahlreiche Hörspiele und Theaterstücke, so etwa "Nepal" (1977), "Züst oder die Aufschneider" (1980), "Stan und Ollie in Deutschland" (1987), "Jeanmaire. Ein Stück Schweiz" (1992) sowie "Top Dogs" (1997).
Widmers Prosa zeichnet sich durch einen typischen ironisch-skurrilen Erzählwitz aus, "postmodern kausalitätsfeindlich und diskontinuierlich", wie Renate Miehe in der FAZ schreibt (Nr. 288 vom 11. Dezember 1990). "Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Phantasie und Realität bei Urs Widmer ein Ganzes bilden, dass seine schriftstellerische Arbeit insgesamt darauf abzielt, die 'Sehnsüchte von früher' mit den 'Realitäten von heute' zusammenzubringen." (Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 97 vom 27. April 1984).
Widmers Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u.a. mit dem hoch angesehenen Hörspielpreis der Kriegsblinden (1976), dem Basler Literaturpreis (1989), dem Heimito-von-Doderer-Preis (1998), dem Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz (2001), dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste" (2002) und dem Mainzer Stadtschreiberpreis 2003.

Hölderlin-Preis für Urs Widmer - Pressemeldung der Stadt Bad Homburg

Buchcover:
Urs Widmer: Ein Leben als Zwerg. Zürich: Diogenes Verlag 2006.
© Diogenes Verlag, Zürich

(TourLiteratur 15 / Mai 2007)

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Thüringer Literaturpreis 2007 für Ingo Schulze
Der Schriftsteller Ingo Schulze ist nach Sigrid Damm im Jahr 2005 der zweite Preisträger des mit 6.000 dotierten Thüringer Literaturpreises der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V. Der Preis wird am 4. November 2007 im Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar überreicht werden.
Ingo Schulze wurde am 15. Dezember 1962 in Dresden geboren. Nach dem Abitur und dem Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee der DDR studierte er in Jena Klassische Philologie und arbeitete danach als Schauspieldramaturg am Altenburger Landestheater und als Herausgeber der Zeitung "Altenburger Wochenblatt". 1993 ging er für ein halbes Jahr als Journalist nach St. Petersburg. 1995 erschien sein Buch "33 Augenblicke des Glücks", 1998 der Roman "Simple Storys", der auf Anhieb Platz 1 der SWR-Bestenliste einnahm und auch eine Zeitlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden war. Der Band "Von Nasen, Faxen und Ariadnefäden" kam im Jahr 2000 heraus, 2005 erschien im Berlin Verlag der lange erwartete zweite Roman "Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa", im Frühjahr diesen Jahres schließlich der Band "Handy - Dreizehn Geschichten in alter Manier".
Ingo Schulzes Werk wurde u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis (1995), dem Ernst-Willner-Preis im Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1995), der Johannes-Bobrowski-Medaille (1998), dem Joseph-Breitbach-Preis (2001) sowie zuletzt dem Leipziger Buchpreis (2007) ausgezeichnet.

Homepage der Literarischen Gesellschaft Thüringen
Die Homepage von Ingo Schulze
Ingo Schulze - Ein Porträt auf den Seiten des MDR

Buchcover:
Ingo Schulze: Neue Leben. Die Jugend Enrico Türmers in Briefen und Prosa. Herausgegeben, kommentiert und mit einem Vorwort versehen von Ingo Schulze. Roman. Berlin: Berlin Verlag 2005.
© Berlin Verlag, Berlin

(TourLiteratur 15 / Mai 2007)

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Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2007 geht an Paul Wühr
Der mit 14.600 Euro dotierte Ernst-Jandl-Preis für Lyrik des österreichischen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur geht in diesem Jahr an den deutschen Dichter Paul Wühr. Die Auszeichnung wird seit 2001 alle zwei Jahre in Gedenken an den im Jahr 2000 verstorbenen Lyriker Ernst Jandl verliehen. Die bisherigen Preisträger sind Thomas Kling (2001), Felix Philipp Ingold (2003) und Michael Donhauser (2005). Der Preis wird am 16. Juni 2007 bei den Ernst-Jandl-Lyrik-Tagen in Neuberg an der Mürz (Steiermark) überreicht.
Paul Wühr wurde am 10. Juli 1927 als Sohn eines Bäckers in München geboren. In den 60er Jahren trat er zunächst mit Kinderbüchern, dann mit Hörspielen in Erscheinung - für das Original-Ton-Hörspiel "Preislied" erhielt er 1971 den Preis der Kriegsblinden. Bekannt wurde Wühr der literarisch interessierten Öffentlichkeit mit seinem Großstadt-Poem "Gegenmünchen", 1970 bei Hanser erschienen, eine "vielstimmige und typographische Inszenierung von Gedanken-Gängen und sinnlichen Sprach-Aktionen" (Thomas Betz in einem Kurzporträt für die Wühr-Homepage www.paul-wuehr.de). Es folgten zahlreiche Gedichtbände, so etwa "Grüß Gott ihr Mütter ihr Väter ihr Töchter ihr Söhne" (1976), "Sage" (1988) und "Venus im Pudel" (2000). Daneben publizierte er theoretische Texte und Prsabände ("Das falsche Buch", 1983, "Der faule Strick", 1987). Paul Wühr wurde u.a.mit der Ludwig-Thoma-Medaille (1976), dem Bremer Literaturpreis (1983) und dem Hans-Erich-Nossack-Preis (2002) ausgezeichnet. Er lebt in Passignano (Italien).
In der Vorrede zu Wührs Gedichtband "Rede" (München: Hanser Verlag 1979) heißt es: "Eine falsche Sprache, wie ich sie verstehe, setzt sich nicht in Widerspruch zu Richtigem. Sie eröffnet keine Diskussion. Sie ist nicht diskursiv. Sie will nicht überzeugen, sie belehrt nicht, sie teilt nichts mit. Ihr Stoff ist zwar der allgemeine, aber sie versetzt sich mit ihm nur in den Schwebezustand, der endgültige Aussagen über und unter sich läßt. Ich spreche von einer poetischen Sprache, die weder surrealistisch mit der Norm bricht, noch praktischen Aktionen das Konzept liefert für Sprengungen einer negierten Realität, sondern Sprache ist, in der unter anderem, aber insbesondere, ein Sprechen jenseits kruder Gegensätze und Entscheidungen geübt werden kann."

Das Österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Weiterführende Links zu Paul Wühr

Buchcover:
Lutz Hagestedt (Hrsg.): Paul Wühr. Materialien zu seinem Werk. München: Friedl Brehm Verlag 1987.
© Friedl Brehm Verlag, München

(TourLiteratur 15 / Mai 2007)

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