News-Archiv - News aus der Literatur- und Verlagsszene
Berichte, Nachrichten, Meldungen

Alle News im Wortlaut - Übersicht IX

Der 1. Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis an Christine Nöstlinger und Maurice Sendak
Christine Nöstlinger: Ein Mann für Mama. Oetinger Verlag Hamburg, 1987Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger und der amerikanische Autor und Illustrator Maurice Sendak sind die ersten Preisträger des "Astrid Lindgren Memorial Award for Literature". Die Auszeichnung wird von der schwedischen Regierung an Autorinnen und Autoren verliehen, die im Geiste der im letzten Jahr verstorbenen Astrid Lindgren schreiben. Der Preis soll jedes Jahr verliehen werden und ist mit 5 Millionen schwedischen Kronen (etwa 540.000 Euro) dotiert. Die Auszeichnungen werden am 4. Juni 2003 im Open-Air-Museum von Skansen in Stockholm üerreicht.
Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 als Tochter eines Uhrmachers in Wien geboren. Nach dem Abitur (Matura) studierte sie Gebrauchsgrafik und arbeitete danach als Journalistin für verschiedene Tageszeitungen und den ORF. 1970 erschien ihr erster Jugendroman "Die feuerrote Friederike", dem bis heute annähernd 150 weitere Bücher folgten. Zu ihren bekanntesten Büchern zählen "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" (1972), "Maikäfer, flieg!" (1973), die "Gretchen Sackmeier"-Trilogie (1981-1988), "Das Austauschkind" (1982), "Der geheime Großvater" (1986), "Der Zwerg im Kopf" (1989) und "Einen Löffel für den Papa" (1989). Ihre Werke wurden u.a. mit dem Deutschen Jugendliteratur-Preis und dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. In der Begründung der schwedischen Jury heißt es:
"Christine Nöstlinger is a reliably bad child-rearing influence of the same calibre as Astrid Lindgren. Her diversified and highly committed authorship is characterized by disrespectful humour, clear-sighted solemnity and inconspicuous warmth. She is a staunch supporter of children and those living on the margin of society".
Maurice Sendak: Wo die wilden kerle wohnen. Diogenes Verlag Zürich, 1967Der am 10. Juni 1928 in New York geborene Maurice Sendak zählt zu den besten Kinderbuch-Illustratoren der Welt. Berühmt wurde er durch sein Buch "Wo die wilden Kerle wohnen" ("Where the Wild Things Are"). Sendaks Werk ist mit zahlreichen Preisen bedacht worden, etwa mit der Caldecott Medal und dem Lewis Carroll Shelf Award (beide 1964), der Internationalen Hans-Christian-Andersen-Medaille (1970), dem Laura Ingalls Wilder Award (1983) und der National Medal of Arts (1996). In der Begründung der Jury des Astrid-Lindgren-Gedächtnispreises heißt es:
"He (Maurice Sendak) is unparalleled in developing the picture-book's unique possibilities of narrating - to the joy of constant new picture-book illustrators. Furthermore, he is one of the most courageous researchers of the most secret recesses of childhood - to the delight of constant new readers".

Mehr Infos zum Preis beim Swedish National Council for Cultural Affairs
Christine-Nöstlinger-Porträt bei "Literaturhaus.at"
"Das Kind in mir selbst ..." - Porträt Astrid Lindgren

Buchcover (oben): Christine Nöstlinger: Ein Mann für Mama. Hamburg: Oetinger Verlag 1987.
Buchcover (unten): Maurice Sendak: Wo die wilden Kerle wohnen. Zürich: Diogenes Verlag 1967 (und weitere Auflagen).


(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Kunstpreis Berlin 2003 für Wilhelm Genazino
Wilhelm Genazino: Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman. München: Carl Hanser 2003Den Kunstpreis Berlin 2003 der Abteilung Literatur der Akademie der Künste erhielt der Schriftsteller Wilhelm Genazino. Der Preis wird als "Fontane-Preis" nur alle sechs Jahre verliehen. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 18. März 2003, dem Jahrestag der Märzrevolution von 1848, üerreicht.
"Einen Namen", schreibt Wilfried W. Meyer, "machte sich Wilhelm Genazino mit Romanen aus der gesellschaftlichen Mitellage des 'Alltagsirrsinns': Minutiöse Psychogramme und literarische Innenausleuchtungen der Kollektivfigur des Angestellten und Sachbearbeiters." (Frankfurter Rundschau Nr. 231 vom 4. Oktober 1990). Genazino wurde am 22. Januar 1943 in Mannheim geboren und lebt heute in Heidelberg. Er debütierte 1965 mit dem Roman "Laslinstraße". Genazino, der zu den wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren gezählt wird, studierte Germanistik, Soziologie und Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete zunächst als Journalist, u.a. für das Satiremagazin "Pardon". Danach machte er durch eine umfangreiche Hörspielproduktion auf sich aufmerksam. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Romane "Abschaffel" (1977), "Die Vernichtung der Sorgen" (1978), "Falsche Jahre" (1979), "Die Liebe zur Einfalt" (1990), "Leise singende Frauen" (1993), "Das Licht brennt ein Loch in den Tag" (1996), "Die Kassiererinnen" (1998) und "Ein Regenschirm für diesen Tag" (2001). Zuletzt erschien im Münchner Carl Hanser Verlag der Band "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" (2003). Genazino wurde u.a. mit dem Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen (1990), dem Solothurner Literaturpreis (1995), dem Großen Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste (1998) und dem Kranichsteiner Literaturpreis (2001) ausgezeichnet. 1996/97 war er Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.
Klaus Bellin zu Genazinos "Leise singende Frauen": "Diese Prosa, melodisch und von akribischer Exaktheit, entwickelt, auch wenn sie Aufregendes kaum mitteilt, einen eigentümlichen Sog. Sie schärft den Blick fürs Simple (...). Das Buch lebt (...) von der Sprachkraft eines Autors, der noch immer zu entdecken ist." (Neue Deutsche Literatur, 41, 1993, H. 483, S. 153)
Ursula März zu Genazinos Erzählungen: "Wilhelm Genazinos Erzählungen gehen oft von einem Verlust aus und entwickeln sich als Geschichten des Wiederfindens oder Wiederherstellens. Dabei kann das Verlorene so klein und konkret sein wie ein Kinderkreisel. Oder so abstrakt und groß wie das menschliche Gedächtnis. In jedem Fall handelt es sich um Dinge, die die Figuren für unverzichtbar halten, weil sie ihnen, gegen eine subjektfeindliche Zeit, für die Betonung ihrer Subjektivität nützlich sind." (DIE ZEIT Nr. 35 vom 20. August 1998)

Weiterführende Links zu Wilhelm Genazino

Buchcover: Wilhelm Genazino: Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman. München: Carl Hanser Verlag 2003.

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Kurt-Wolff-Preis 2003 für Verlag Neue Kritik
Logo Kurt-Wolff-StiftungDer mit 26.000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis der Leipziger Kurt-Wolff-Stiftung ging in diesem Jahr an den Verlag Neue Kritik. Die Stiftung möchte damit das vorbildliche Gesamtprogramm des Frankfurter Verlags auszeichnen. Zu den Autoren des Verlags zählen u.a. Hanna Krall und Béla Zsolt. Den Projektförderpreis der Stiftung ging an den Berliner Verlag Brinkmann & Bose, der für sein "mutiges" Programm gewürdigt wurde. Im Verlag erscheint u.a. die Unica Zürn-Gesamtausgabe. Die Preisvergabe fand während der Leipziger Buchmesse am 21. März 2003 statt. Die Laudatio hielt Daniel Cohn Bendit.
Die in Leipzig ansässige Kurt-Wolff-Stiftung wurde im November 2000 auf Initiative unabhängiger Verleger und des damaligen Kulturstaatsministers Michael Naumann gegründet. Die Stiftung, benannt nach dem Verleger und Kafka-Entdecker Kurt Wolff (1887 - 1963), möchte mit ihrer Arbeit zur "Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene" beitragen. Zum Vorstand gehören Manfred Metzner (Vorsitzender), Brigitte Ebersbach und Klaus Wagenbach. Mit dem jährlich vergebenen Kurt-Wolff-Preis soll entweder das Gesamtwerk eines Autors oder ein herausragendes Verlagsprogramm eines deutschen oder in Deutschland ansässigen unabhängigen Verlegers gewürdigt werden. Der Projekt-Förderpreis soll "vorbildhafte Einzelprojekte" von Verlegern auszeichnen. Der erste Hauptpreis im Jahr 2001 ging an den Berliner Merve Verlag, den Förderpreis erhielten die Redakteure der Literaturzeitschrift "Schreibheft" aus Essen. Im letzten Jahr wurde der Augsburger Maro Verlag für sein verlegerisches Engagement ausgezeichnet, der Münchner Peter Kirchheim Verlag erhielt die Projektfördergabe für seine Ungaretti-Ausgabe.

Homepage der Kurt-Wolff-Stiftung

Abbildung: Logo der Kurt-Wolff-Stiftung - © Kurt-Wolff-Stiftung, Leipzig.

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Eulenspiegel macht's möglich: Der ganze Peter Hacks
Logo Eulenspiegel VerlagsgruppeRechtzeitig zum 75. Geburtstag des Dramatikers, Essayisten und Lyrikers Peter Hacks am 21. März 2003 würdigt der Berliner Eulenspiegel Verlag seinen prominentesten Autor mit einer 15-bändigen Gesamtausgabe. Den Umfang habe der Schriftsteller selbst bestimmt, wie der Verlag verlauten lässt. Hacks feierte mit Komödien wie "Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern" Welterfolge. Die 5.000 Seiten kosten in der gebundenen Ausgabe 450 Euro, broschiert sind sie für 360 Euro zu haben. Bis Ende Juni 2003 gelten noch günstigere Subskriptionspreise.

Homepage der Eulenspiegel Verlagsgruppe, Berlin
Weiterführende Links zu Peter Hacks

Abbildung: Logo Eulenspiegel Verlag - © Eulenspiegel Verlagsgruppe, Berlin

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Theres Roth-Hunkeler ist 1. Präsidentin des Schweizer Autorenverbandes
Der Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) besteht erst seit einem halben Jahr - er ist aus der Fusion der Gruppe Olten sowie des Schweizerischen Schriftstellerinnen- und Schriftsteller-Verbandes (SSV) hervorgegangen. Nun hat die neue Vereinigung auch eine Präsidentin: Es ist die Journalistin und Autorin Theres Roth-Hunkeler. Die 1953 geborene Schriftstellerin will sich verstärkt in öffentliche Debatten einmischen. Roth-Hunkeler wurde mit ihren Romanen "Die zweite Stimme" (1997) und "Erzähl die Nacht" (2000) bekannt.

Homepage des Verbandes Autorinnen und Autoren der Schweiz
Links zu weiteren Schriftsteller-Verbänden

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Neuer Roman von Siegfried Lenz im August
Mit Romanen wie "Deutschstunde" (1968) und "Der Mann im Strom" (1957) hat er Klassiker der Gegenwarts-Literatur geschrieben. Nun hat Siegfried Lenz, Jahrgang 1926, ein neues Buch geschrieben: "Fundbüro" heißt es und handelt von einem 24-jährigen Protagonisten und dessen teils skurrilen, teils humorvollen Erlebnissen in einem Großstadt-Fundbüro. Leser müssen sich allerdings noch etwas gedulden: Der Roman erscheint erst im August 2003 im Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg.

Homepage Hoffmann & Campe Verlag

(TourLiteratur 5 / Januar 2003)

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Die 17. Mainzer Minipressen-Messe
Logo Mainzer Minipressen-ArchivEs ist die Messe der Kleinverlage: Die Mainzer Minipressen-Messe, gegründet 1970, findet alle zwei Jahre am Mainzer Rheinufer in zwei Großzelten statt - traditionell wird sie an Christi Himmelfahrt eröffnet. Etwa 360 Aussteller präsentieren und verkaufen ihre Buchproduktion. Im Durchschnitt besuchen 15.000 Menschen die Veranstaltung. Organisator der Messe ist das Mainzer Minipressen-Archiv, das dem Gutenberg-Museum angegliedert ist. Die 17. Messe beginnt am 29. Mai und dauert bis zum 1. Juni 2003. Auch diesmal werden zahlreiche Lesungen, Workshops und Ausstellungen, etwa zur zeitgenössischen englischen Buchkunst, das Messegeschehen beleben. Der Sonderausstellungsbereich gehört dieses Jahr den Bucheinbandkünstlerinnen und -künstler.

Homepage der Mainzer Minipresse (wird gerade üerarbeitet)
Weitere Links zu Buchmessen aus aller Welt

Abbildung: Logo des Mainzer Minipressen-Archivs - © Minipressen-Archiv, Mainz

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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Ludwig-Börne-Preis für George Steiner
George Steiner: Errata. München: dtv 2002Er gilt als einer der größten Kenner der europäischen Kulturgeschichte, mit Büchern wie "Der Tod der Tragödie", "In Blaubarts Burg", "Sprache und Schweigen" und "Die Antigonen" wurde er einem großen Publikum bekannt: Der amerikanische Literaturwissenschaftler George Steiner erhält am 25. Mai 2003 in der Frankfurter Paulskirche den mit 20.000 Euro dotierten Ludwig-Börne-Preis der Frankfurter Börne-Stiftung. Diese Entscheidung hat der diesjährige Juror, Bundesaußenminister Joschka Fischer, getroffen.
George Steiner wurde 1929 als Sohn eines Österreichers in Paris geboren. Er wuchs in New York auf, studierte in Chicago, Paris und Oxford und lehrte ab 1974 Vergleichende Literaturgeschichte an den Universitäten von Genf und Cambridge. An der Universität Oxford hat er den Lord-Weidenfeld-Lehrstuhl für Komparatistik inne. 1999 erschien seine Autobiografie "Errata. Bilanz eines Lebens" bei Hanser. Steiner ist seit Jahrzehnten ein unermüdlicher Kulturvermittler ersten Ranges. "Niemand kann es mit George Steiner aufnehmen", schreibt Henning Ritter in der FAZ, "wenn es gilt, mehrere nationale Literaturen und Philosophien Europas aus eigener intimer Leseerfahrung zu beschwören." (FAZ vom 5. Februar 2003)
Der Ludwig-Börne-Preis, benannt nach dem Publizisten und Schriftsteller Ludwig Börne (1786 - 1837), wird seit 1993 alljährlich für herausragende Leistungen in den Bereichen Essay, Kritik und Reportage verliehen. Stifterin des Preises ist die in Frankfurt am Main ansässige Ludwig-Börne-Stiftung, Gründer und Vorstandsvorsitzende ist Michael A. Gotthelf. Der Vorstand beruft jeweils nur einen einzigen Juror, der sich dann für einen Preisträger - Schriftsteller oder Journalist - entscheiden muss. Letztjähriger Preisträger war Hans Magnus Enzensberger, 2001 konnte der SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein die Ehrung entgegen nehmen.

Links:

Biografische Infos zu George Steiner bei "Booklist.com" (englisch)
Vollständiger Text (englisch) von Steiners Buch "In Bluebeard's Castle. Somes Notes Towards the Redefinition of Culture" (Yale University Press 1971)
Textauszug aus George Steiners Essayband "Sprache und Schweigen" (1969) auf der Homepage der Mauthner-Gesellschaft
"Langsamer Abschied von der Morgenröte" - Rezension von Martin Meyer in der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 9. Oktober 2001 zu Steiners Buch "Grammatik der Schöpfung"

Buchcover: George Steiner: Errata. Bilanz eines Lebens. München: dtv 2002.

(TourLiteratur 6 / April 2003)

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